Ich bin Julia Büsselberg und im ILCA 6 auf dem Weg zu meinen zweiten Olympischen Spielen in Los Angeles 2028.
Von Geburt an bin ich auf dem Boot der Familie mitgesegelt. Mit 9 Jahren wollte ich dann mehr und begann das Jüngstenboot Optimist alleine zu segeln. Inzwischen bin ich als Deutschlands derzeit erfolgreichste Seglerin in der Bootsklasse ILCA 6 aktiv.
Qingdao – das Olympiarevier von 2008 – ist bekannt für seine leichten Winde und starke Strömung. Im Training konnte wir verschiedene Bedingungen erleben, hauptsächlich aber Champagnerbedingungen mit großen Wellen und mittleren Winden, die uns allen harte physische Arbeit abverlangten. Pünktlich zu Beginn der WM war dann aber der versprochene Leichtwind da. Dieser stellte die Wettfahrtleitung vor massive Herausforderungen. Die ersten vier Tage war der Wind tagsüber nicht stark genug, um gegen den starken Strom vorwärts zu kommen. Als der Wind etwas stärker war, kam ein dichter Nebel dazu, der es unmöglich machte, vom Startschiff noch das andere Ende der Startlinie zu sehen. Faire Rennen waren also wieder nicht möglich. Bei vier Tagen und keinem Rennen kann man sich vielleicht streiten, ob man es nicht wenigstens mal hätte versuchen können, aber so wurde die WM nur an den letzten beiden Tagen ausgesegelt.
Am fünften Tag brauchte ich zu lange, um hinter die Bedingungen zu kommen. Im ersten Tagesrennen habe ich den Anschluss an die Spitzengruppe bei der Ansteuerung der Luvtonne liegen gelassen. Im zweiten Rennen hatte ich einen sehr guten Start und habe danach die Dreher ausgesegelt, bei einer konstanten Rechtsdrehung war damit aber nicht viel zu holen. Die ersten beiden Rennen waren also nur besseres Mittelfeld. Im letzten Rennen des Tages war mein Start nicht so gut, diesmal habe ich aber die klar bessere rechte Seite gut ausgesegelt und konnte das Rennen hinter der späteren Weltmeisterin aus Frankreich klar auf Platz 2 beenden. Nach einem soliden ersten Segeltag lag ich mit meinen Ergebnissen unter den ersten 15.
Der letzte Tag hielt mit ablandigen Winden von bis zu 30kn, einer guten Welle und natürlich wieder ordentlich Strom einen starken Kontrast zu den vorherigen Tagen bereit. Kurz zusammengefasst, bin ich an dem Tag nicht frei von der Startlinie weggekommen und konnte mich im Laufe der Rennen dann auch nicht mehr ganz nach vorne vorarbeiten.
Insgesamt schloss ich die Regatta mit Platz 26 ab. Das ist weit hinter meiner Zielsetzung für die Weltmeisterschaft gewesen. Nach langer Pause im Anschluss an die Olympischen Spiele in Paris waren meine Beine und vor allem mein Kopf noch nicht ganz warm gelaufen, um bei den anspruchsvollen Bedingungen mein Potential auch abrufen zu können. Dafür reiste ich mit einem kurzen Spaziergang auf der Chinesischen Mauer und ganz viel Motivation für die kommenden trainingsintensiven Monate wieder nach Hause.
Nach einer bewussten langen Trainingspause im Anschluss an die Olympischen Spiele und einer Neuformierung meines Teams ging es Anfang März zusammen mit meinem neuen Trainer Andi Geritzer nach Hyeres.
Wir hatten uns bewusst dazu entschieden, mit einem Trainingsblock in die kurze Saison 2025 zu starten und den ersten World Cup auf Mallorca auszulassen. Anstatt ohne viel Training in die Saison zu springen, wollten wir uns bewusst die Zeit nehmen, einander kennenzulernen und mit frischen Wind und einem neuen Blick an den Details zu arbeiten. Und genau das taten wir auch.
Im April kam dann der olympische Zirkus in Hyeres an und der zweite World Cup der Saison stand an. Typisch für Hyeres ging es mit starken ablandigen Winden los. Als die Beine aller Sportler gut vorbelastet waren, hat der Wind gegen Ende der Finalserie dann nachgelassen und es war Feingefühl gefragt. Nachdem mein Einstieg in die Regatta noch etwas eingerostet war, bin ich im Verlaufe des Wettkampfes immer besser zurecht gekommen und konnte mich mit einer sehr guten Finalserie für das abschließende Medalrace qualifizieren. Dort habe ich meinen 9. Platz nicht mehr verbessern können, bin aber trotzdem sehr zufrieden mit dem Wiedereinstieg und habe auch direkt ein paar Arbeitsschwerpunkte mitgenommen.
Nach den Olympischen Spielen, die zum einen eine großartige Erfahrung waren und zum anderen mit meinem Ergebnis auch eine kleine Enttäuschung darstellten, habe ich mir eine kleine Auszeit genommen. Die Zeit habe ich genutzt, um mein Studium voranzubringen und einfach mal das zu tun, was mir Spaß macht. Mit der Deutschen Meisterschaft auf einem See und einem Vorwindtrainingslager auf den Bermudas war auch etwas Segeln dabei.
Während der Zeit habe ich gemerkt, das mein inneres Feuer noch nicht aus ist und ich die Segel für die Reise nach Los Angeles setzen möchte. Daher habe ich angefangen, mein Team neu aufzustellen. Und so bin sehr glücklich, mit Andreas Geritzer einen erfahrenen Trainer gefunden zu haben, der mich mit viel Expertise und einer eigenen olympischen Medaille im Gepäck auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles unterstützen wird.
Als Segler haben wir immer wieder das Privileg an Orte zu reisen, an denen andere Urlaub machen. Im Nachgang zu den Olympischen Spielen haben mich die Seglerin AP von den Bermudas und ihr Trainer Shaun, die mich bei den Wettfahrten in Marseille mit betreut hatten, gefragt, ob ich nicht für ein Vorwindtraining auf die Bermudas kommen wollte. Da habe ich natürlich nicht lange gezögert, sondern direkt zugesagt, schließlich segelt jeder gerne Vorwind, und auf den Bermudas war ich auch noch nie.
Der Familie gehört dort eine kleine Segelschule, die uns als Trainingsbasis zur Verfügung stand, und so konnten wir im Dezember bei unterschiedlichen Bedingungen ausführlich an unserer Vorwindtechnik arbeiten. Obwohl die Bermudas mitten im Atlantik liegen, findet man innerhalb der Insel auch fast geschlossene Buchten, welche das Wellenbild auf einem See gut imitieren, und so konnten wir je nach Belieben immer den besten Trainingsort für den Tag finden.
Auf dem Weg zu einer Olympischen Medaille konnte ich bisher bereits kleinere aber auch größere Erfolge feiern.
Ein Highlight war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 oder der 5. Platz bei der WM 2021 im Oman, aber es gab noch viel mehr.
Alleine zu segeln ist für mich ein Teamsport. Mit meinen Partnern, Sponsoren und meinem Supportteam arbeite ich stets hart daran, noch ein bisschen besser zu werden. Erfahre mehr über die derzeitigen Partner und Sponsoren oder werde selbst Teil des Teams.
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